Verlieren kann man im Sport, als Unternehmen auf dem Markt, in der Schule, an der Börse oder am Roulettetisch. Dabei ist man doch angetreten, um zu gewinnen oder um wenigstens einigermaßen ein gutes Bild abzugeben.

Alle Sportmuffel können eine Geschichte davon erzählen, wie es ist, wie ein Mehlsack am Barren zu hängen oder eine komplette Runde nach allen anderen japsend im Ziel anzukommen. Schrecklich! Wie kann man mit diesen Erfahrungen umgehen, ohne baden zu gehen? Ich übe das gerade in einem Kneipenquizteam.


Kneipenquiz – das bedeutet, Menschen treffen sich in einer Gaststätte, um mit ihrem Team von den ModeratorInnen gestellte Fragen und Rätsel zu lösen und dabei möglichst besser zu sein als die anderen. Das ist spannend und macht Spaß, es sei denn, man hat einen Abend, wo einem so garnichts einfällt oder man immer knapp am Punkt vorbei geraten hat. Das geht bei Schätzungen ganz leicht, auch bei Jahreszahlen oder einfach mit einem Denkfehler.

Frage: Wer erfand den Minirock?
Na klar, das war doch diese abgedreht Frau mit den roten Haaren, Virginia Wedgewood. Doch halt, irgendwie sieht es komisch aus, ich weiß auch wo: W- edge-wood – das „edge“ ist falsch! West, es muss West heißen. Genau.
Und mitten im Satz fällt meiner Teamkollegin ein:
„Heißt sie nicht Vivian? Vivian Westwood – give me 5!
Das ist so ein geiles Gefühl, sich Lösungen so zusammenzutüfteln. Herrlich. Gespannt, nein: entspannt warten wir auf die Auflösungen und die Punktevergabe. Es war Mary Quant.

Kein Punkt, aber wir biegen uns vor Lachen über unseren kindlichen Eifer, diese prickelnde Sicherheit und diesen – genialen Flopp, den wir damit gelandet haben. Aber irgendwie fühlt es sich nicht mehr nach Verlieren an. „Wir machen wieder den sechsten,“ verkünden wir schon vorher und auf den Einwand, dass dieses Mal nur vier Teams da sind, behaupten wir: „Wir schaffen es trotzdem.“ Und ehrlich – unsere Punktzahl am Ende mit dem Abstand zum ersten Platz untermauert diese Behauptung.<

Andere Teams sind jünger, kommen frisch von der Uni, haben auch Zeit, Serien zu schauen oder Lust, bei den Simpson's vorbeizugehen. Ne, sorry, da stehe ich auf dem Reitplatz oder rode mein Grundstück. Außerdem finde ich vieles davon wirklich doof und zeitverschwendend. Auch Quizstar Nagorsnik aus Münster ssteht dazu, kein Fernsehen zu besitzen – ich bin in guter Gesellschaft.
Bei Musik geht es mir wie vielen: Ich kann alles mitsingen, weiß aber keinen Interpreten. Dafür haben wir unsere Spezialistinnen im Team – wehe, wenn sie fehlen.

Unser sechster Platz - die Stimmung hat sich gedreht: vor einem halben Jahr habe ich mich noch geärgert. Nicht übers Verlieren schlechthin, sondern dass wir ein reines Frauenteam sind und dann noch älter. Typisch, die alten Damen! Garnicht mehr richtig in der Welt – so sieht es sicher von außen aus, warnte mich meine innere Mäkelliese.

Heute sind wir die gutgelaunte Lachrunde am hinteren Tisch, die an ungeahnter Stelle mal groß rauskommen: Stichfrage: Wann gab es in Münster den ersten Weihnachtsmarkt? Oh, als ich – Jahrgang 1956 – hierhin kam, gab es noch keinen oder er begann gerade. Also tippe ich auf 1972 – das reichen wir so ein. Und siehe: es war 1970. Wir waren am nächsten dran. Tja, ich war live dabei, die anderen lagen da noch in den Windeln. Alter kann durchaus vorteilhaft sein.

Das Dumme ist ja nur, dass es viel schwieriger ist, in einem prall altersgefüllten Kopf die richtigen Dinge richtig abgelegt zu haben, so dass man sie auch wiederfindet. Beim Suchen hilft: Humor.